Trotzfunk

lokal, global, universal

In die Höhe gehaltenes Plakat mit der Forderung: "Stoppt die Waffenlieferungen jetzt."

Gazakrieg und kein Ende

Nach Kurt Bunke sprach auf der Kundgebung der Seebrücke Marburg anlässlich des Weltflüchtlingstags Aladin Atala für die deutsch-palästinensischen Familien Marburg. Aladin Atala hat wie so viele Palästinenser*innen eine große Anzahl Familienangehöriger im Gazakrieg verloren.
Da sich die Situation für die Menschen im Gazastreifen täglich lebensgefährlich zuspitzt und Atalas Rede am 20. Juni gehalten wurde, sucht der Trotzfunk die gegenwärtige Situation darzustellen. Ausgestrahlt auf Radio Unerhört Marburg wurde dieser Beitrag am 7. September.

Leicht modifizierte schriftliche Fassung des Beitrags:

Und mit „Cold Night“ kommen wir in eine Region, in der menschliche Eiseskälte herrscht, wir kommen in den Gazastreifen. Nach Kurt Bunke sprach auf der Kundgebung der Seebrücke Marburg anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni Aladin Atala für die deutsch-palästinensichen Familien Marburg. Wir kommen damit in eine Region, in der die gesamte Bevölkerung, ungefähr 2 Millionen Menschen, zu Flüchtlingen gemacht wurden und das in der Regel mehrfach. Der Krieg Israels gegen den Gazastreifen ist primär längst kein Krieg gegen die Hamas mehr, und er war es wohl gleich zu Anfang nicht nur, sondern er ist nun vor allem ein Krieg gegen die palästinensische Zivilbevölkerung. Das ist nicht zu rechtfertigen, auch nicht durch den widerlichen Überfall der Hamas am 7. Oktober 2023 ebenfalls in weiten Teilen auf die israelische Zivilbevölkerung einschließlich von Geiselnahmen. Israel hat den Gazastreifen in einen Todesstreifen verwandelt und tötet seinerseits massenhaft Zivilist*innen durch Bomben und inzwischen auch mit Hunger und Durst. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza liegt die Zahl der von Israel Getöteten inzwischen bei über 64.000.1 Die Zahl der Verletzten liegt demnach bei mehr als 161.000.2 Diese Zahlenangaben werden von den Vereinten Nationen als glaubwürdig anerkannt. Sie sollten in der Tat überprüfbar sein, denn die von dem Palästinensischen Gesundheitsministerium in Gaza herausgegebenen Totenlisten enthalten deren Geburtsdaten, Geschlecht, die von Israel vergebenen Ausweisnummern sowie das genaue Alter am Todestag. Allerdings unterscheiden diese Zahlenangaben nicht zwischen getöteten Kombattanten und Zivilisten.

Das israelische Militär gab im Januar nach einem Bericht der taz vom 12. August dieses Jahres3 die Zahl der getöteten Kämpfer der Hamas und anderer bewaffneter Formationen mit 20.000 an. Weiter behauptet Israel die Zahl von 2.000 zusätzlich getöteten Kämpfern seit dem von ihm begangenen Bruch des Waffenstillstandes im März. US-amerikanische Nachrichtendienste schätzten dagegen 10.000 bis 15.000 getötete Kombattanten. Schon diese Zahlendiskrepanzen zeigen, dass die Verlässlichkeit dieser Zahlenangaben unmöglich zu ermessen ist. Unstrittig ist, dass die Zahl der getöteten Zivilist*innen deutlich überwiegend ist. Allein die Zahl der getöteten Minderjährigen liegt dem taz-Bericht nach bei über 18.000, darunter viele Hundert Säuglinge! Nach der Studie von B’Tselem „Our Genocide“ sind 15 Prozent der Getöteten Frauen, 29 Prozent Minderjährige und 7 Prozent alte Menschen.4

Laut dieser Studie der israelischen Nichtregierungsorganisation hat Israel, nachdem es die jeweiligen Bewohner*innen Gazas aufgefordert hatte, ihr Zuhause zu verlassen, mehrfach so genannte, vom israelischen Militär eingerichtete „safe corridors“ bombardiert. Diese „safe corridors“ sollten zu so genannten „humanitarian zones“ führen. Diese Zonen hätten sich allerdings als unbewohnbar erwiesen und seien darüberhinaus systematisch gebombt worden.5 Laut einer Reportage des Magazins „Monitor“ gesteht das israelische Militär der palästinensischen Bevölkerung nur noch 12,2 Prozent der Fläche des Gazastreifens zu. Dies entspreche 45 Quadratkilometern für über 2 Millionen Menschen. Bezogen auf Berlin entspreche das einer Verzehnfachung der Bevölkerung auf über 40 Millionen Menschen auf der gleichen Fläche.6 Was das für die Lebensbedingungen der Menschen im Gazastreifen bedeutet, kann sich wohl jeder und jede selbst ausmalen.

Noch einmal zurück zu der Frage nach der Zahl der Todesopfer im Gazakrieg. Nach dem bereits erwähnten Artikel der taz vom 12. August erfassen die Totenlisten des palästinensischen Gesundheitsministeriums allein die Todesopfer durch äußere Gewalt, nicht aber die durch Hunger sowie durch eigentlich behandelbaren beziehungsweise vermeidbaren Krankheiten. Mit letzteren sind jene Krankheiten gemeint, die aufgrund der ungenügenden hygienischen Bedingungen sowie der grassierenden Unterernährung in den so genannten „humanitarian zones“ verursacht werden. Dazu können viele Krankheiten beziehungsweise Verletzungen wegen des Mangels an Medikamenten und medizinischen Equipments aufgrund der Blockadepolitik Israels sowie durch die Beschädigungen der Krankenhäuser durch ihre Bombardierungen nicht oder nur unzureichend behandelt werden. Laut der israelischen Tageszeitung Haaretz7 seien nahezu alle Krankenhäuser im Gazastreifen durch Angriffe beschädigt, einige so sehr, dass sie funktionsunfähig seien. Hinzu komme ein chronischer Mangel an Medikamenten und medizinischer Ausrüstung sowie ein Mangel an Treibstoff zur Aufrechterhaltung der Stromversorgung. Die Ärzt*innen der Krankenhäuser drohten förmlich zusammenzubrechen, vor allem bei israelischen Attacken mit einer großen Zahl von Verletzten. Außerdem seien die Ärzt*innen selbst von Mangelernährung betroffen.

Zu einem ähnlichen Ergebnis gelangt die Studie von B’Tselem „Our Genocide“. Darin heißt es (eigene Übersetzung aus dem Englischen):

Alle Krankenhäuser wurden zerstört oder funktionieren nur noch teilweise und das Gleiche gilt für die überwiegende Mehrheit der zivilen Infrastruktur.“

Das gesamte Gesundheitssystem in Gaza sei zugrunde gerichtet.8 Das geht der Studie nach soweit, dass aufgrund des Mangels an Schmerzmitteln Amputationen ohne Narkosemittel durchgeführt wurden, auch an Kindern. Desweiteren seien Amputationen unter unhygienischen Bedingungen durchgeführt worden und das ohne adäquates chirurgisches Besteck.9

Inzwischen meldete die Tagesschau am 22. August10, dass die führende Initiative für Ernährungssicherheit IPC eine Hungersnot für Teile Nord-Gazas ausgerufen habe, jenes Teils vom Gazastreifen also, der einer erneuten israelischen Militäroffensive entgegenbangt. IPC steht für Integrated Food Security Phase Classification. Nach Einschätzung der IPC sei die Lage auch in weiteren Regionen des Gazastreifens bedrohlich. Laut IPC sei das Leben von 132.000 Kindern unter 5 Jahren wegen Unterernährung bedroht, 41.000 seien als besonders bedroht einzuschätzen. Gegenüber der IPC-Einschätzung vom Mai sei das eine Verdoppelung. Die Hungersnot sei menschengemacht, betont IPC. Seit Monaten fordern zahlreiche Hilfsorganisationen und UN-Einrichtungen von Israel, ihre Hilfslieferungen für den Gazastreifen wieder aufnehmen zu dürfen. Stattdessen hat Israel nach 2 Monaten einer Totalblockade im Mai 4 Verteilstellen der Gaza Humanitarian Foundation zugelassen, wo es zuvor 400 über den Gazastreifen verteilte Hilfsstellen, Bäckereien und kommunale Küchen gab. Diese 4 Verteilstellen der Gaza Humanitarian Foundation, drei davon im Süden angesiedelt, erwiesen sich als wahre Todesfallen. Um überhaupt zu ihnen gelangen zu können, müssen die hungernden Menschen teils durch als Kriegsgebiet deklariertes Gelände kommen. Und an den Verteilstellen wurde geschossen, wofür größtenteils die IDF, die israelische Armee, verantwortlich gemacht wird. Die taz vom 12.08. gibt die Zahl der an den Verteilstellen der Gaza Humanitarian Foundation Getöteten mit 1.838 an und die der Verletzten mit 13.409.11

Laut einem Bericht der taz ebenfalls vom 12. August beschreibt auch das World Food Program die Lage im Gazastreifen als dramatisch. Demnach hungerten in Gaza fast alle Menschen, doch nur wenige erhielten Nothilfe. 97 Prozent der Bevölkerung habe zu wenig zu essen, ein Drittel esse weniger als einmal am Tag, 500.000 stünden am Rande der Hungersnot. Zwischen April und Mitte Juli seien 20.000 Kinder wegen akuter Unterernährung behandelt worden, davon 3.000 schwer unterernährt. Viele von ihnen werden bleibende Schäden davontragen. Weiter teilte die UN-Organisation mit, dass 163 Hungertote bestätigt seien, davon 92 Kinder. Über 40 Prozent der schwangeren Mütter seien unterernährt, was sich auf die Neugeborenen übertragen werde.12 Wohlgemerkt, das sind Zahlen von Mitte August!

Indes behauptet die israelische Regierung unverdrossen, all das sei Hamas-Propaganda. Doch die Quellenlage lässt keine begründeten Zweifel an der Richtigkeit der Feststellung zu, dass die Unterernährung im Gazastreifen überall grassiert, es in Teilen inzwischen zu einer regelrechten Hungersnot gekommen ist, dass der Hunger in Gaza menschengemacht ist, Israel mithin den Hunger als Waffe einsetzt, was ein schweres Kriegsverbrechen darstellt. Einen besonders eindringlichen und verstörenden Bericht über die Ernährungssituation in Gaza lieferte die israelische Tageszeitung Haaretz vom 21. August. Es ist ein Bericht über die Kinder des Gazastreifens mit schwerer akuter Unterernährung, Quellen gesättigt und mit kaum zu ertragenden, authentischen Bildern gefüllt. Über ihre Intention schreiben die Autoren dieser Reportage, Yarden Michaeli und Nir Hasson, folgendes (eigene Übersetzung aus dem Englischen):

In den vergangenen Wochen versuchten wir zu dokumentieren, wie der Hunger in Gaza konkret aussieht, um mit unseren eigenen Augen den Ernst der Lage zu sehen. Israel erlaubt Journalist*innen nicht, den Gazastreifen zu betreten, aber mittels Videoschaltung waren wir in der Lage, an Online-Touren durch Krankenhäuser und Kliniken in Echtzeit teilzunehmen. Für diesen Artikel führten wir vier dieser Touren durch, an verschiedenen Plätzen und wir führten jeweils separate Gespräche mit 12 Ärzt*innen, zehn davon Freiwillige aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien, die entweder gegenwärtig oder vor kurzem im Gazastreifen sind beziehungsweise waren. Was wir dort sahen, ließ keinerlei Zweifel an dem Ausmaß des Horrors.“13

Über eine der Videobegehungen im Nasser-Krankenhaus im Süden Gazas schreiben die Autoren (eigene Übersetzung aus dem Englischen):

Wir sahen Kinder, deren Körper vom Hunger gezeichnet waren, mit vorspringenden Knochen. Ihr Haar hatte sich gelblich verfärbt oder war ausgefallen, ihre Gesichter waren runzlig und ihre Bäuche waren aufgedunsen. Ihre Körper waren schlaff, viele hatten Flecken auf ihrer Haut. Einige wirkten total apathisch.“14

Die Reportage von Yarden Michaeli und Nir Hasson sucht die Menschen hinter den Zahlen sichtbar zu machen. Das gelingt ihr eindrücklich. Sie wurde am 21. August in Haaretz veröffentlicht. Da war die Zahl der Hungertoten schon auf 270 gestiegen und die Zahl derer, die beim Versuch an Nahrung zu gelangen erschossen wurden, bei ungefähr 2.000. Weiter heißt es im Haaretz-Artikel (eigene Übersetzung aus dem Englischen):

Tausende Kinder unter 5 Jahren, die an schwerer akuter Unterernährung leiden; zehntausende Kinder desselben Alters, die an akuter Unterernährung leiden; und mehr als eine halbe Million Menschen, die gezwungen sind, ganze Tage auszuhalten, ohne überhaupt etwas zu essen.“15

Die Hungerkrise wird laut der Studie „Our Genocide“ der israelischen Nichtregierungsorganisation B’Tselem noch dadurch verschärft, als dass Israel die lokale Nahrungsmittelproduktion in Gaza systematisch zerstört habe. So sei bereits im November 2023 die einzige im gesamten Gazastreifen im Betrieb gewesen seiende Weizenmühle gebombt worden. Bis zum Januar 2024 hätten nur noch 15 Bäckereien funktioniert von ungefähr 130, die vor dem Krieg in Betrieb gewesen seien. Im April 2025 habe das World Food Program die letzte von ihr unterstützte Bäckerei mangels Mehls und Treibstoffs stillgelegt. Bis zum Dezember 2024 seien 95 Prozent der Rinder- und mehr als die Hälfte der Schaf- und Ziegenherden getötet worden. Außerdem habe die israelische Offensive beinahe die gesamte Fischindustrie Gazas vernichtet, lange eine entscheidende Nahrungsquelle der Gazabewohner*innen. Ähnliches gelte für die Agrikultur Gazas. Bis zum April 2025 seien 80 Prozent der Anbaufläche, ungefähr 70 Prozent der Gewächshäuser und ca. 80 Prozent der landwirtschaftlichen Brunnen beschädigt worden. Vor Oktober 2023 seien 20 bis 30 Prozent der in Gaza konsumierten Nahrung aus heimischen Quellen gekommen. Diese Beschädigungen werden weit in die Zukunft wirken, so die B’Tselem Studie.16

Israel setzt im Gazakrieg aber nicht nur den Hunger als Waffe ein, sondern auch den Durst. Das zeigt uns die Reportage auf arte.tv mit dem Titel „Wasserkrise im Gazastreifen“17, aus dem wir das Folgende hören:

arte tv: Wasserkrise im Gazastreifen Audio Link: https://www.arte.tv/de/videos/127925-000-A/wasserkrise-im-gazastreifen/

Die Zahl der tatsächlich im Gazakrieg getöteten Menschen zu erfassen, ist schwierig. Viele Getötete werden unter den Trümmern Gazas liegen, ohne von den palästinensischen Gesundheitsbehörden registriert worden zu sein. Und nicht wenige Angehörige werden nicht in der Lage gewesen sein, eben jene Gesundheitsbehörden zu erreichen, um ihre Toten registrieren zu lassen. Das heißt, dass den offiziellen Zahlen des Gesundheitsministeriums Gazas womöglich eine hohe Dunkelziffer gegenüber steht. Die Studien renommierter Einrichtungen wie die von Forschern der London School of Hygiene and Tropical Medicine zusammen mit der Yale University, veröffentlicht in der für ihre hohen Qualitätsstandards bekannten medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet“ oder die der unabhängigen Londoner Konfliktforschungsorganisation Action on Armed Violence sowie die von einem internationalen Forscherteam der Universitäten Royal Holloway, Princeton, Stanford, dem Osloer Friedensforschungsinstitut und dem Palestinian Center for Policy and Survey Research legen eine mögliche Untererfassung allein der durch äußerliche Gewalt Getöteten von 40 Prozent nahe. Das wären dann also rund 100.000 getötete Menschen.18 Auch diese als wahrscheinlich angenommenen Zahlen unterscheiden freilich nicht zwischen bewaffneten Kombattanten und Zivilisten. Aber in ihrer soziologischen Struktur unterscheidet sich die angenommene Dunkelziffer den Untersuchungen zufolge nicht von den offiziellen Zahlen. Auch hier ist also von überwiegend zivilen Opfern auszugehen. Hinzu kommen die indirekten Todesopfer des Krieges durch die systematische Zerstörung der lebensnotwendigen Infrastruktur Gazas sowie der weitgehenden Blockade der Einfuhr existentieller Güter. Setzt Israel seine Kriegsführung so fort, und mit der angekündigten und bereits unternommenen Offensive auf Gaza Stadt ist von nichts anderem auszugehen, wird sich die Zahl dieser Opferkategorie logischerweise noch drastisch erhöhen.

Zurecht weist ein Bericht der Deutschen Welle vom 2. Juli daraufhin, hinter all den schwindelerregenden Zahlen die Menschen in ihrer Individualität nicht zu vergessen.

Rechnet man die Zahlen der Studie von Spagat und Shikaki auf den jetzigen Zeitpunkt hoch, landet man schnell bei 100.000. Eine schwer vorstellbare Zahl an Toten, hinter denen Namen und Geschichten von Menschen stehen. Einige von ihnen kennen wir. Wie die der Familie al-Najjar. Die Kinder Yahya, Rakan, Ruslan, Jubran, Eve, Rivan, Saydeen, Luqman und Sidra wurden am 23. Mai 2025 bei einem israelischen Luftangriff auf Chan Junis getötet. Die Mutter überlebte, weil sie als Ärztin Dienst im Krankenhaus hatte. Einziger Überlebender des Angriffs war ihr elfjähriger Sohn Adam. Der Vater der Kinder, der Arzt Hamdi al-Najjar, verstarb wenige Tage später an den Folgen des Angriffs. Ihre Namen gingen – im Gegensatz zu denen der meisten Toten – um die Welt.“19

Es ist richtig: Der brutale Angriff auf Zivilist*innen sowie das Nehmen von Geiseln, wie es die Hamas getan hat und tut, ist völkerrechtswidrig und ethisch verwerflich. Diese Tatsache kann aber niemals die Legitimation für diese Art von Kriegsführung sein. Und welches Ziel verfolgt die chauvinistische und rassistische Netanjahu-Regierung damit eigentlich? Ja, rassistisch, denn wie anders soll mensch es denn bezeichnen, wenn beispielsweise Regierungsmitglieder die Menschen einer ganzen Region als „menschliche Tiere“ bezeichnen? Jene Enthumanisierung einer ganzen Menschengruppe macht diese Art von Kriegsführung überhaupt erst möglich.

Wahr ist, dass die widerlichen Angriffe der Hamas auf Hunderte israelische Zivilist*innen am 7. Oktober die antisemitischen Phrasen ihrer Gründungscharta wieder in Kraft gesetzt und zu einer Retraumatisierung einer durch jahrhundertelangen Verfolgungserfahrung und des Holocausts geprägten israelischen Gesellschaft geführt haben. Darauf ihr eigenes politisches Süppchen zu kochen, wie es diese Rechtsaußenregierung Netanjahus ganz offensichtlich tut, ist zynisch und menschenverachtend.

Die politischen Ziele der gegenwärtigen Netanjahu-Regierung zu analysieren, wird die Aufgabe eines nächsten Beitrags sein. Hier soll noch folgendes gesagt werden. Beide Seiten, sowohl die Hamas wie die Netanjahu-Regierung und die hinter ihr stehende Siedlerbewegung sind Kräfte des Hasses und der gegenseitigen Vertreibung wo nicht Auslöschung, die eine die der jüdischen Bevölkerung, die andere die der palästinensischen Bevölkerung. Allerdings ist deren Kampf ungleich. So lange die Netanjahu-Regierung uneingeschränkt durch die Trump-USA unterstützt wird, verfügt sie über die weitaus größeren Ressourcen für ihr politisches und militärisches Tun.

Der Generaldirektor vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes hat gesagt: „Wenn Gaza die Zukunft des Krieges ist, dann habe ich Angst um die Zukunft der Menschheit.“20

Die Aufgabe der sozialistischen Linken, ob in Palästina, Israel, Deutschland, auf der ganzen Welt bleibt allerdings nach wie vor, vereint dafür zu kämpfen, dass der Krieg keine Zukunft hat.

Und nun hören wir die Rede von Aladin Atala, die er auf der Demonstration anlässlich des Weltflüchtlingstags am 20. Juni gehalten hat. Initiiert wurde diese Demonstration von der Seebrücke Marburg, Aladin Atala spricht für die deutsch-palästinensischen Familien Marburgs.

Audio: Aladin Atalas Rede: „Grenzen auf zu Land, zu Wasser und im Kopf.“

1https://www.pbs.org/newshour/world/palestinian-death-toll-in-gaza-passes-64000-officials-say-after-ceasefire-talks-break-down

2https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1417316/umfrage/opferzahlen-im-terrorkrieg-der-hamas-gegen-israel/

3https://taz.de/Wieviele-Tote-gibt-es-in-Gaza/!6102994/

4B’Tselem: Our Genocide, Juli 2025, S. 19

5Ebenda, S. 20

6https://www.youtube.com/watch?v=rJDf6x5XaFo

7https://www.haaretz.com/israel-news/2025-08-21/ty-article-magazine/starvation-is-everywhere-virtual-tours-of-gaza-clinics-expose-the-scale-of-the-horror/00000198-ccb7-dcce-a5bf-cdb714fb0000

8B’Tselem: Our Genocide, Juli 2025, S. 16

9Ebenda, S. 22

10https://www.tagesschau.de/ausland/asien/hungersnot-gazastreifen-ipc-100.html

11https://taz.de/Wieviele-Tote-gibt-es-in-Gaza/!6102994/

12https://taz.de/Hunger-im-Gaza-Streifen/!6106910/

13https://www.haaretz.com/israel-news/2025-08-21/ty-article-magazine/starvation-is-everywhere-virtual-tours-of-gaza-clinics-expose-the-scale-of-the-horror/00000198-ccb7-dcce-a5bf-cdb714fb0000

14Ebenda

15Ebenda

16B’Tselem: Our Genocide, S. 31

17https://www.arte.tv/de/videos/127925-000-A/wasserkrise-im-gazastreifen/

18https://taz.de/Wieviele-Tote-gibt-es-in-Gaza/!6102994/

19https://www.dw.com/de/wie-hoch-sind-die-opferzahlen-im-gazastreifen-wirklich/a-73115737

20https://www.youtube.com/watch?v=rJDf6x5XaFo


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